Viele von uns haben beim Führerschein den Erste-Hilfe-Kurs absolviert, doch mal Hand auf’s Herz: Wie lange ist das her? 5 Jahre, 10 Jahre, 20 Jahre …. oder sogar länger?
Ein Pflaster aufkleben (wenn der Tacker sich gewehrt hat oder die Hand am Papier verletzt wurde) kann jeder, einen Splitter aus dem Finger entfernen kriegt man auch noch hin. Aber: Traut ihr euch (noch) zu, im Notfall die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, den Patienten in die stabile Seitenlage zu bewegen oder eventuell eine Herzdruckmassage durchzuführen?
Es muss ja nicht unbedingt eine Kollegin oder ein Kollege sein, die/der Hilfe benötigt. Auch die Mandanten oder der Postzusteller können betroffen sein und dann heißt es: schnell handeln.
Angefangen hat es bei mir mit einem Auffrischungskurs für Erste Hilfe. Es waren Anwärter für den Führerschein ebenso dabei wie betriebliche Ersthelfer und Teilnehmer, die einfach die Kenntnisse von vor vielen Jahren erneuern wollten. Der kurzweilige Kurs hat uns Maßnahmen gezeigt, die waren nicht neu, andere Handhabungen hatten sich im Laufe der Jahrzehnte geändert oder unsere Erinnerung war verblasst. Am Ende des Tages hatten wir alle unsere Teilnahmebescheinigung in der Hand. Es gab mir ein gutes Gefühl und die Sicherheit, in einer Notfall-Situation richtig handeln zu können. Die Bescheinigung ist 2 Jahre lang gültig und den Folgekurs als „betrieblicher Ersthelfer“ wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Die Kosten für den Kurs als betrieblicher Ersthelfer übernimmt in der Regel die gesetzliche Unfallversicherung. Ich investiere also lediglich meine Zeit.
Der Folgekurs war größer und die knapp 20 Teilnehmer hatten schon in der Vorstellungsrunde so Einiges zu erzählen: Da ging es um eine Messerstecherei vor einem Ladengeschäft, den Herzinfarkt eines Vorgesetzten am Schreibtisch usw. Bei manchen Vorfällen bekam man regelrecht Gänsehaut und hoffte, niemals in solch eine Situation zu geraten.
Ihr kennt die Songs: „Staying alive“ (Bee Gees), „Yellow Submarine“ (The Beatles), „Dancing Queen“ (ABBA), „The man“ (Taylor Swift) und selbst der Biene-Maja-Titelsong von Karel Gott ist geeignet, den Takt für eine Herzdruckmassage zu halten. Und ich kann euch sagen, nach 5 Minuten Herzdruckmassage an einer Übungspuppe ist man fix und fertig. Im Notfall kann es aber eben auch etwas länger dauern, bis alarmierte Rettungskräfte den Patienten übernehmen können.
Als betrieblicher Ersthelfer koordiniert man auch die Unfallstelle und den Einsatz von Helfern. Nicht jeder kann Blut sehen, dafür aber den Rettungsdienst anrufen. Auch kann jemand den Erste-Hilfe-Kasten holen, Decken oder Handtücher organisieren oder Schaulustige vom Unfallort fernhalten. JEDER kann etwas tun.
Nachdem die Kursinhalte und die Erzählungen der anderen Teilnehmer ein paar Tage auf mich gewirkt haben, habe ich mir die Situation in unserem Büro angesehen:
Der Erste-Hilfe-Kasten war abgelaufen und stand ziemlich weit hinten im Regal, Hinweisschilder für Fluchtwege und Notfallnummern gab es nicht ausreichend. Auch Feuerlöscher waren innerhalb des Büros nicht vorhanden. Diese Situation habe ich bei den Vorgesetzten angesprochen und sofort wurden die fehlenden Dinge angeschafft, installiert und die Kolleginnen und Kollegen mit dem Umgang und Standort vertraut gemacht.
Wie ich selbst in einer Notfall-Situation reagieren werde, kann ich nicht abschätzen, aber die Kurse haben mir definitiv Eines gezeigt: Abwarten und herumstehen kann Menschenleben kosten.
Dieses Jahr steht der nächste Auffrischungskurs an. Zusätzlich habe ich mir vorgenommen, auch die Fortbildung zum Brandschutzhelfer zu absolvieren. Dies wurde von vielen Teilnehmern des zweiten Kurses als positive Bereicherung gesehen.
Und ich hoffe sehr, dass auch mir geholfen werden kann, wenn ich einmal Hilfe benötige!
In diesem Sinne: Bleibt gesund und achtet auf eure Kolleginnen, Kollegen und eben auch den Postzusteller, Lieferanten und die Mandanten. Manchmal sind kleine Anzeichen wahrnehmbar, die uns alarmieren sollten.
Viele Grüße
Euer ReNo in Hannover und Umgebung e.V.
Kerstin Dahle